Studie zur Binnenschifffahrt in Nord-/Nord-Ost-DeutschlandWelche Herausforderungen und Perspektiven hat die Binnenschifffahrt im Norden und Nordosten Deutschlands? Unter dieser Überschrift untersuchen die PLANCO Consulting GmbH, das Entwicklungszentrum für Schiffstechnik und Transportsysteme (DST) und das Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) die Bedeutung der Binnenschifffahrt für die Region und geben Empfehlungen für die Zukunft. Die Studie stellt die zentrale Rolle der großen Häfen Braunschweig, Haldensleben, Minden und Riesa als regionale Hubs für das Hinterland heraus. Darüber hinaus wird die Versorgungsfunktion der Häfen insgesamt für die lokale Industrie betont. Bemängelt wird die immer noch zu geringe Wahrnehmung der Bedeutung von Binnenhäfen und Binnenschifffahrt. Hierzu empfiehlt die Studie, den Bekanntheitsgrad der Branche zu erhöhen. Dies soll durch Aktionen wie Tage der offenen Tür, Maßnahmen an Schulen, Universitäten u. ä. und durch das stärker Hervorheben der Umweltfreundlichkeit des Verkehrsträgers geschehen. Auch die wirtschaftliche Bedeutung der Binnenhäfen und ihre direkte und indirekte Beschäftigungswirkung werden nicht überall vollumfänglich wahrgenommen. Die Studie setzt auch an einem Punkt an, den BÖB und VBW im Masterplan Binnenschifffahrt und beim Thema Großraum- und Schwerguttransporte (GST) bereits vorantreiben: Notwendig sind Datengrundlagen zu Umschlags- und Lagerinfrastruktur und zur Verfügbarkeit und Belegung von Liegeplätzen, damit der Transport auf der Wasserstraße planbarer und attraktiver wird. Gerade bei multimodalen Transportketten sind diese Informationen zentral. Zum Teil erhebliche Verlagerungspotenziale sieht man insbesondere bei Transporten per LKW im Seehafenhinterland und bei Massengütern wie Kohle oder Erzen sowie bei Großraum- und Schwerguttransporten. Für die künftige Aufstellung der Binnenschifffahrt hat die Studie Themen wie die Förderung von Investitionsbereitschaft zum Bau kleinerer Schiffseinheiten identifiziert. Hierzu läuft derzeit eine vom Deutschen Bundestag angestoßene Studie zum Bedarf und zur Finanzierung kleinerer und flachgehender Schiffe im Auftrag des BMVI. Zentral für eine Verlagerung und den planbaren Transport auf der Wasserstraße ist aber auch eine verlässliche Infrastruktur. Zahlreiche Instandsetzungs- und Ausbaumaßnahmen im Rahmen des Bundesverkehrswegeplans stehen in den kommenden Jahren an, um die Wasserstraßeninfrastrukturen zukunftsfähig zu halten. Hierzu weist die Studie insbesondere auf Engpässe wie die Schleuse Lüneburg hin, die schnell behoben werden müssen. Damit See- und Binnenschifffahrtsverkehre besser ineinandergreifen und insbesondere damit die Seeschiffsanläufe auch für die Binnenschifffahrt planbarer werden, sollen See- und Binnenhäfen noch enger zusammenarbeiten. Hier nennt die Studie unter anderem besseren Informationsaustausch, konsequente Ausstattung mit Landstromanschlüssen, abgestimmtes Leercontainermanagement und eine bessere Abwicklung von Binnenschiffen in Seehäfen mit der Digitalisierung der Prozesse im Hamburger Hafen als Vorbild. Angeregt wird zudem ein Binnenhafenkonzept für Norddeutschland, in dem alle Standorte mit ihrer infrastrukturellen Ausstattung und ihren Potenzialen analysiert werden. Die norddeutschen Bundesländer sollen die Entwicklung der Binnenschifffahrt gemeinsam unterstützen. So sollen auch die Chancen, für Fördermittel aus internationalen Töpfen (Horizon 2020, CEF, etc.) verbessert werden. Die Chancen von Digitalisierung und Automatisierung für effizientere Steuerung von Zuläufen etwa zu Häfen oder schleusen sollen besser genutzt werden, um die Wettbewerbsfähigkeit der Schifffahrt zu verbessern. Abschließend appellieren die Verfasser der Studie, die Umweltfreundlichkeit der Binnenschifffahrt stärker herauszustellen, da hier ein spürbarer Beitrag zum Erreichen der europäischen Emissionsziele erbracht werden kann. Als Stichworte werden alternative Kraftstoffe, Landstromanlagen und multimodale Tankstellen genannt. Zusammenfassend kann konstatiert werden, dass diese Studie sehr detailliert die Chancen und Herausforderungen der Binnenschifffahrt und der Häfen im nord- und nordostdeutschen Raum analysiert und eine Reihe sinnvoller und wichtiger Empfehlungen herausgearbeitet hat. Der BÖB begrüßt die Studie daher ausdrücklich als wertvollen Beitrag zur Stärkung des Systems Wasserstraße. Auftraggeber der Studie sind Hafen Hamburg Marketing, das Bündnis Elbe-Seitenkanal und die Elbe-Allianz. Der BÖB ist in der Elbe-Allianz vertreten und war auch in Form eines Workshops eingebunden. Die Studie finden Sie hier zum Download. (Bildquelle: Bernd Sterzl / pixelio.de) 
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